Immer ist er in Sorge um sein Hab und Gut. Der Obdachlose schiebt einen Einkaufswagen mit vielen, vielen Plastiktüten durch meine Gegend. Wenn er länger Station macht, stellt er alle in einer Reihe auf den Bürgersteig und sieht sie durch. Ich konnte sie zählen: 23 Stück.
Der Obdachlose hat einen langen grauen Bart, man könnte ihn für einen alten Mann halten, aber als ich ihn anspreche, sehen mich hellwache Augen an, er wird, vielleicht über vierzig sein. Der Obdachlose wirkt auch deshalb alt, weil er so krumm, so tief gebückt dasteht: Er packt den Inhalt der Tüten unentwegt um – nachdenklich, sich korrigierend, von vorn beginnend. Ich sah Pappbecher in seiner Hand, andere Plastiktüten, solche Sachen. Am Morgen, kurz nach neun, steht sein Wagen zwischen parkenden Autos, direkt unter meinem Fenster. Ich höre Schreie und sehe: Der Obdachlose, ein, wie ich glaubte, friedfertiger Mann, kämpft mit einer Dreiergruppe. Die kommt, da bin ich sicher, aus der Psychiatrie zwei Häuser weiter: Es sind zwei junge Frauen, vermutlich Pflegekräfte, sie begleiten einen älteren Herren, der als Frau gelten möchte: Er ist sehr stark geschminkt, trägt ein Hütchen, ein sommerliches Kleid, zeigt nackte knorrige Beine. Und er schleppt einen großen blauen Müllsack, warum auch immer. Der Obdachlose, in seiner gebückten Haltung, hat die Dreiergruppe erst gesehen, als sie fast vorbei ist. Aber nun schreit er und kämpft. Er zieht an dem Sack, den er für sein Eigentum hält, die jungen Frauen ziehen am Sack und am Transvestiten. Der Obdachlose betastet den Sack und merkt, dass etwas drin ist, das er nicht kennt. Ein Irrtum. Er lässt los. Der Transvestit richtet pikiert sein Hütchen, die Dreiergruppe geht weiter. „Entschuldigung!“ ruft der Obdachlose hinterher.